Barbara Rendtorff

Inhaltsverzeichnis

Barbara Rendtorff (*1951)1o. A. (2021): Autoren: Rendtorff, Barbara. In: literaturkritik.de. Online unter: https://literaturkritik.de/public/online_abo/lexikon-literaturwissenschaft-autoren-rendtorff-barbara,11,14,1516 (Zugriff am 24.11.2019). ist eine deutsche Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin, Professorin für Schulpädagogik und Geschlechterforschung. Sie war Mitbegründerin der Frankfurter Frauenschule.

Werdegang

Barbara Rendtorff studierte Pädagogik, Soziologie und Geschichte und schloss mit dem Diplom in Soziologie sowie dem Ersten und Zweiten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (Sek. II) ab. Schon während der Studienzeit in der neuen Frauenbewegung aktiv, engagierte sich Rendtorff ab 1979 für den Aufbau einer autonomen Bildungseinrichtung für Frauen. Mit der Gründung der Frankfurter Frauenschule 1983 ging sie in die Praxis der Frauenbildungsarbeit und gestaltete für über ein Jahrzehnt gemeinsam mit dem Projektleitungsteam das Programm der Frauenschule.

1985 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Titel Weibliches Prinzip – weibliche Praxis. Grundlagen für eine feministische Bildungsarbeit an der Universität Frankfurt promoviert.2Rendtorff, Barbara (1985): Weibliches Prinzip – weibliche Praxis. Grundlagen für eine feministische Bildungsarbeit. Gießen: Focus Verlag, ISBN 978-3-88349-322-0.3o. A. (o. J.): Personenseite Prof. Dr. Barbara Rendtorff. In: Webseite der Universität Paderborn. Online unter: https://www.uni-paderborn.de/person/16247/ (Zugriff am 25.10.2019).

1997 ging sie an die Universität zurück und habilitierte sich mit einer Studie zur Bedeutung der Geschlechterdifferenz in psychoanalytischen Konzepten im Fachbereich Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück mit der venia legendi für Allgemeine Pädagogik.4Rendtorff, Barbara (1996): Geschlecht und symbolische Kastration. Über Körper, Matrix, Tod und Wissen. Königstein/Ts.: Verlag Ulrike Helmer, ISBN 978-3-927164-06-2.5o. A. (1997): Phantasma der Vollständigkeit. Eine Studie über die Bedeutung der Geschlechterdifferenz. In: Neue Zürcher Zeitung, Artikel vom 23.09. Sie hatte Vertretungs- und Gastprofessuren an den Universitäten Frankfurt am Main, Halle, Salzburg und Köln inne.

Von 2008 bis 2018 war sie Professorin für Schulpädagogik und Geschlechterforschung (Netzwerkprofessur) an der Universität Paderborn, damit verbunden war die wissenschaftliche Leitung des Zentrums für Geschlechterstudien.6o. A. (o. J.): Personenseite Prof. Dr. Barbara Rendtorff. In: Webseite der Universität Paderborn. Online unter: https://www.uni-paderborn.de/person/16247/ (Zugriff am 25.10.2019). Seit Oktober 2018 ist Rendtorff Seniorprofessorin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.7o. A. (o. J.): Personenseite Prof. (i. R.) Dr. Barbara Rendtorff. Professorin, Zentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies (ZG), Universität Paderborn. In: Webseite des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW. Online unter: https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/wissenschaftlerinnen/portrait/barbara-rendtorff?tx_p2fgf_pi2%5Bchar%5D=R&tx_p2fgf_pi2%5Btype%5D=char&tx_p2fgf_pi2%5Buid%5D=111&cHash=1b25868e0104117d1a82b346524c3f45 (Zugriff am 25.10.2019).

Sie war Mitglied (und einige Jahre Vorsitzende) der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Sie war außerdem Mitbegründerin und Mitglied im Beirat des Jahrbuchs Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft.8o. A. (o. J.): Personenseite Prof. Dr. Barbara Rendtorff. In: Webseite der Universität Paderborn. Online unter: https://www.uni-paderborn.de/person/16247/ (Zugriff am 25.10.2019).9o. A. (o. J.): Personenseite Seniorprof’in. Dr. Barbara Rendtorff. In: Webseite der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Online unter: https://www.uni-frankfurt.de/65996056/Seniorprof__in-Dr_-Barbara-Rendtorff (Zugriff am 25.10.2019).

Feministische Praxis: Die Frankfurter Frauenschule

Die von Barbara Rendtorff gemeinsam mit den Soziologinnen Dörthe Jung, Lu Haas und Ellen Koch gegründete Frankfurter Frauenschule war ein für die 1980er Jahre zeittypisches Frauen- und Bildungsprojekt.10Rendtorff, Barbara/Nikulka, Iris/Köster, Barbara/Jung, Dörthe (1990): Über weibliches Begehren und sexuelle Differenz und Mangel im herrschenden Diskurs. Autonome Frauenbildungsarbeit am Beispiel der Frankfurter Frauenschule. Materialband 7 – Facetten feministischer Theoriebildung. Frankfurt/M.: Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Bildung für Frauen. Das Programmangebot umfasste Kurse, Gesprächskreise und Workshops zu konkreten Lebenssituationen von Frauen, wie etwa Mütter und Alleinerziehende, Arbeitslose und Existenzgründerinnen. Die Nutzerinnen dieser Angebote waren unterschiedlichen Alters und kamen aus allen Bildungsschichten. Ein zweiter Schwerpunkt der Frauenschule war die Beschäftigung mit feministischer Theorienbildung zu Weiblichkeit und Geschlechterverhältnissen, der sich vor allem an Aktivistinnen der Frauenbewegung richtete. Die im Rahmen von zahlreichen Tagungen und Veranstaltungen zur feministischen Theoriendiskussion hervorgegangenen Vorträge, auch von internationalen Referentinnen wie Rosi Braidotti, Judith Butler, Luce Irigaray oder Luisa Muraro, wurden größtenteils in der Publikationsreihe Materialienband – Facetten feministischer Theoriebildung von 1987 bis 2002 veröffentlicht.11Frankfurter Frauenschule/Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Bildung für Frauen (SFBF e. V.) (Hg.): Facetten feministischer Theoriebildung. Materialbände der Frankfurter Frauenschule 1–26. In: Webseite der Frankfurter Frauenschule. Online unter: http://www.frauenschule.de/ (Zugriff am 17.12.2019).12Zum Konzept der Frankfurter Frauenschule: Rendtorff, Barbara (2018): Aus der Geschichte feministischer Theorie und Praxis – Die Arbeit der Frankfurter Frauenschule. Ein Beitrag zum historischen Gedächtnis. In: Feministische Studien, 36(1), S. 101–116.

Ähnliche Angebote von autonomen Frauenprojekten entstanden in Köln, Hamburg und West-Berlin, die Frankfurter Frauenschule war eines der größten bundesweit.13Grün, Wolfgang (1985): Weibermacht, Weiberlist. In: Die Zeit, Artikel vom 04.01. Sie existierte bis 2013.14o. A. (2013): Frauenschule schließt nach 32 Jahren. In: Frankfurter Rundschau, Artikel vom 05.12. Online unter: https://www.fr.de/frankfurt/evangelische-kirche-org26909/frauenschule-schliesst-nach-jahren-11381748.html (Zugriff am 25.10.2019).

Feministische Theorie in der Erziehungswissenschaft

Barbara Rendtorffs Arbeitsschwerpunkt sind Theorien von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen, die Tradierung von Geschlechterbildern und -stereotypen in Kindheit, Jugend und Schule sowie Geschlechteraspekte in pädagogischen Theorien und Institutionen. Neben zahlreichen Publikationen, Tagungen und Veranstaltungen leitete sie verschiedene Forschungsprojekte an der Universität Paderborn zum Beispiel die von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte Aktuelle Ungleichzeitigkeiten von Geschlecherkonzepten im Bildungsbereich – eine Gefahr für die Chancengleichheit (2013-2015) und das Forschungsprojekt zum Thema Sexualisierte Übergriffe und Schulen – Prävention und Intervention (2012-2015).15o. A. (o. J.): Forschungsprojekte Prof. Dr. Barbara Rendtorff. In: Webseite der Universität Paderborn. Online unter: https://kw.uni-paderborn.de/gender-studien/wir-ueber-uns/barbara-rendtorff/forschungsprojekte/forschungsprojekte-prof-dr-barbara-rendtorff/ (Zugriff am 25.10.2019).16Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW (Hg.) (o. J.): Webseite des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW. Online unter: https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/start-netzwerk/ (Zugriff am 25.10.2019).17 Zu Geschlechterstereotypen in der Schule siehe: Mahs, Claudia/Rendtorff, Barbara/Warmuth, Anne (Hg.) (2015): Betonen – Ignorieren – Gegensteuern? Zum pädagogischen Umgang mit Geschlechtstypiken. Weinheim/Basel: Verlag Beltz-Juventa, ISBN 978-3-7799-3259-8.

Privates

Barbara Rendtorff hat zusammen mit ihrem Lebensgefährten Heiner Goebbels einen Sohn und eine Tochter.18o. A. (o. J.): Eintrag Heiner Goebbels. In: Munzinger Online/Personen – Internationales Biographisches Archiv. Online unter: http://www.munzinger.de/document/00000021748 (Zugriff am 25.10.2019).

Veröffentlichungen

Bücher (Auswahl)

  • Rendtorff, Barbara (1985): Weibliches Prinzip – weibliche Praxis. Grundlagen für eine feministische Bildungsarbeit. Gießen: Focus Verlag, ISBN 978-3-88349-322-02.
  • Rendtorff, Barbara/Nikulka, Iris/Köster, Barbara/Jung, Dörthe (1990): Über weibliches Begehren und sexuelle Differenz und den Mangel im herrschenden Diskurs. Autonome Frauenbildungsarbeit am Beispiel der Frankfurter Frauenschule. Frankfurt/M.: Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Bildung für Frauen.
  • Rendtorff, Barbara (1996): Geschlecht und symbolische Kastration. Über Körper, Matrix, Tod und Wissen. Königstein/Ts.: Verlag Ulrike Helmer, ISBN 978-3-927164-06-2.
  • Rendtorff, Barbara (2011): Bildung der Geschlechter. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, ISBN 978-3-17-021137-7.
  • Rendtorff, Barbara/Mahs, Claudia/Wecker, Verena (Hg.) (2011): Geschlechterforschung. Theorien, Thesen, Themen zur Einführung. Stuttgart: Kohlhammer Verlag, ISBN 978-3-17-021213-8.
  • Kleinau, Elke/Rendtorff, Barbara (Hg.) (2012): ‚Eigen‘ und ‚anders‘ – Abgrenzungen und Verstrickungen. Geschlechterforschung und Psychoanalytische Pädagogik im Dialog. Opladen: Barbara Budrich.
  • Moser, Vera/Rendtorff , Barbara (Hg.) (2012): Riskante Leben? Geschlechterdimensionen reflexiver Modernisierungsprozesse. Bd. 8 Jahrbuch Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft, Opladen: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-86649-567-8.
  • Kleinau, Elke/Rendtorff, Barbara (2013): Differenz, Diversität und Heterogenität in erziehungswissenschaftlichen Diskursen. Opladen: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-847-40331-9.
  • Rendtorff, Barbara/Riegraf, Birgit/Mahs, Claudia (2014): 40 Jahre Feministische Debatten. Resümee und Ausblick. Weinheim/Basel:Verlag Beltz-Juventa, ISBN 978-3-7799-2931-4.
  • Rendtorff, Barbara/Riegraf, Birgit/Mahs, Claudia (und für die FG Gender Monika Schröttle) (Hg.) (2015): Erkenntnis, Wissen, Intervention. Geschlechterwissenschaftliche Perspektiven. Weinheim/Basel:Verlag Beltz-Juventa, ISBN 978-3-7799-3301-4.
  • Mahs, Claudia/Rendtorff, Barbara/Warmuth, Anne (Hg.) (2015): Betonen – Ignorieren – Gegensteuern? Zum pädagogischen Umgang mit Geschlechtstypiken. Weinheim/Basel: Verlag Beltz-Juventa, ISBN 978-3-7799-3259-8.
  • Rendtorff, Barbara (mit Birgit Riegraf und Elke Kleinau) (2016): Bildung – Geschlecht – Gesellschaft. Eine Einführung. Weinheim/Basel: Beltz, ISBN 978-3-407-25743-7.
  • Mahs, Claudia/Rendtorff, Barbara/Rieske, Thomas (Hg.) (2016): Erziehung, Gewalt, Sexualität. Zum Verhältnis von Geschlecht und Gewalt in Erziehung und Bildung. Weinheim: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-847-40705-8.

Aufsätze (Auswahl)

  • Rendtorff, Barbara (2011): Was Kinder spielen, wenn sie spielen – geschlechtstypische Aspekte im kindlichen Spiel. In: Klaas, Marcel et al. (Hg.): Kinderkultur(en). Wiesbaden: VS Verlag, ISBN 978-3-531-16468-7, S. 71–84.
  • Rendtorff, Barbara (2012): Überlegungen zu Sexualität, Macht und Geschlecht. In: Thole, Werner et al. (Hg.): Sexualisierte Gewalt, Macht und Pädagogik. Weinheim: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-8474-0046-2, S. 138–150.
  • Rendtorff, Barbara (2014): Heterogenität und Differenz. Über die Banalisierung von Begriffen und den Verlust ihrer Produktivität. In: Koller, Hans-Christoph et al. (Hg.): Heterogenität – Zur Konjunktur eines pädagogischen Konzepts. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, ISBN 978-3-506-77837-6, S. 115–130.
  • Rendtorff, Barbara (2014): Rousseaus Sophie. In: Bunke, Simon et al. (Hg.): Rousseaus Welten. Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann, ISBN 978-3-8260-5168-5, S. 171–186.
  • Rendtorff, Barbara (2015): Thematisierung oder De-Thematisierung – Wie können wir mit Geschlechteraspekten im Kontext von Schule umgehen? In: Wedl, Juliette/Bartsch, Annette (Hg.): Teaching Gender? Zum reflektierten Umgang mit Geschlecht im Schulunterricht und in der Lehramtsausbildung. Bielefeld: transcript, ISBN 978-3-8376-2822-7, S. 35–46.
  • Rendtorff, Barbara (2015): Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten – Zum aktuellen Umgang mit Geschlecht im Kontext von Bildung. In: Walgenbach, Katharina/Stach, Anna (Hg.): Geschlecht in gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Opladen: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-8474-0619-8, S. 147–158.
  • Rendtorff, Barbara (2016): Geschlechtsbezogene Markierungen und Vereindeutigung. In: Balzter, Nadine/Klenk, Florian/Zitzelsberger, Olga (Hg.): Queering MINT: Impulse für eine dekonstruktive Lehrer_innenbildung. Opladen: Verlag Barbara Budrich, ISBN 978-3-8474-0766-9, S. 19–30.
  • Rendtorff, Barbara (2017): Doing Gender revisited. In: Scholand, Barbara/Kampshoff, Marita (Hg.): Schule als Feld – Unterricht als Bühne – Geschlecht als Praxis. Weinheim/Basel: Verlag Beltz-Juventa, ISBN 978-3-7799-3728-9, S. 140–147.
  • Rendtorff, Barbara (2017): Sexualisierungen als Elemente der Fremdenabwehr. In: Feministische Studien, 35(2), S. 302–317.
  • Rendtorff, Barbara (2018): Aus der Geschichte feministischer Theorie und Praxis – Die Arbeit der Frankfurter Frauenschule. Ein Beitrag zum historischen Gedächtnis. In: Feministische Studien, 36(1), S. 101–116.
  • Rendtorff, Barbara (2018): Was kann die Geschlechterforschung von der Psychoanalyse lernen? Und umgekehrt? In: Busch, Charlotte/Dobben, Britta/Rudel, Max/Uhlig, Tom David (Hg.): Der Riss durchs Geschlecht. Feministische Beiträge zur Psychoanalyse. Gießen: Psychosozial-Verlag, ISBN 978-3-8379-2711-5, S. 17–32.

Weblinks

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