Margarethe Nimsch

Inhaltsverzeichnis

Margarethe Nimsch (* 19. Januar 1940 in Lippe) ist eine hessische Politikerin (Die Grünen). Sie war von 1989 bis 1995 Dezernentin für Frauen und Gesundheit in Frankfurt am Main und von 1995 bis 1998 hessische Staatsministerin für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit.

Leben und Ausbildung

Margarethe Nimsch machte eine landwirtschaftliche Lehre und war danach Sekretärin und Stewardess. Sie lebte ab 1963 in Frankfurt am Main, wo sie nach dem Flugzeugabsturz ihres Manns das Abitur auf dem dritten Bildungsweg nachholte und dann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Rechtswissenschaft studierte. Später arbeitete sie als Rechtsanwältin und war 1977 Gründerin der ersten Frankfurter Anwältinnensozietät. Sie ist verwitwet und hat einen Sohn.

Kommunalpolitische Arbeit in Frankfurt

Margarethe Nimsch (1. von links) beim Frauenstadtgespräch am 28. Februar 1991
Foto: Ursula Hillmann

Bei den Kommunalwahlen in Hessen 1985 wurde sie als unabhängige Vertreterin der autonomen Frauenbewegung auf der Liste der Grünen (sie trat der Partei 1993 bei) als Stadtverordnete in Frankfurt am Main gewählt und 1989 in diesem Mandat bestätigt.

Die erste rot-grüne Koalition in Frankfurt wählte Nimsch im Juni 1989 zur Dezernentin für Frauen und Gesundheit in den Frankfurter Magistrat.1Harting, Mechthild (2014): „Der Wind weht den Frauen in die Segel“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Artikel vom 28.11. Online unter: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frauenreferat-in-frankfurt-besteht-seit-25-jahren-13286751.html (Zugriff am 19.07.2021). Büroleiterin im ersten Jahr war Dörthe Jung.2Willführ, Corinna (2011): Ohne Aufbruch keine Veränderung. Ob als Studentin oder Unternehmensberaterin: Dörthe Jung setzt sich seit vier Jahrzehnten für Geschlechterdemokratie ein. In: frankfurt.de. Online unter: https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/frauenreferat/tony-sender-preis/preistraegerin-2011 (Zugriff am 12.08.2021). Nimsch hatte das Amt sechs Jahre inne.

Nimsch setzte sich auf kommunalpolitischer Ebene für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in unterschiedlichen Bereichen ein: durch Frauenförderung und Geschlechtergleichstellung in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, in der Stadtplanung und -gestaltung, im öffentlichen Nahverkehr, bei der Kinderbetreuung sowie in der Prävention sexueller Gewalt und Sicherheitsfragen.3Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main (1990): Prostitution als Dienstleistungsbranche und Wirtschaftsfaktor in Frankfurt. Öffentliche Anhörung, vom 27.09. Online unter: https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/publikationen/frauenreferat/dokumentation-prostitution-als-dienstleistungsbranche-und-wirtschaftsfaktor-in-frankfurt (Zugriff am 11.08.2021). Zu diesen Themenfeldern führte die Dezernentin eine Reihe von öffentlichen „Frauen-Stadtgesprächen“ durch.4Jergas, Karin (1989): Männer planen für Männer. In: Die Zeit, Artikel vom 12.12. Online unter: https://www.zeit.de/1989/52/maenner-planen-fuer-maenner (Zugriff am 12.08.2021).5Jung, Dörthe (2017): Wie die Frauenbewegung Frankfurt bewegte. Aufbruch und Rebellion: Die neue Frauenbewegung in Frankfurt 1968–1990. Vortrag im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main. In: Vortragsreihe „STADTplus. Die Stadt und der Feminismus“ sowie der Ausstellung „Frau Architekt“, 04.10. Online unter: http://www.doerthejung-consult.com/WEB/content/texte/Doerthe%20Jung%20im%20 Deutschen%20Architekturmuseum%202017.pdf (Zugriff am 09.12.2019).

1994 stellte Nimsch die Gemeinnützige Frankfurter Frauenbeschäftigungsgesellschaft mbH (GFFB) der Öffentlichkeit vor. Die GFFB wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert und sollte zu Beginn vor allem langzeitarbeitslosen Frauen helfen.6Institut für Stadtgeschichte (Hg.) (o. J.): 28. Juli 1994. In: Stadtchronik. Online unter: https://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/info-und-service/frankfurter-geschichte/stadtchronik/1994 (Zugriff am 12.08.2021).7o. A. (1994): „Arbeit für 100 Frauen“ Beschäftigungsgesellschaft gegründet. In: Rhein-Main-Zeitung, Artikel vom 01.06. Die heute regional und überregional operierende städtische Beratungs- und Bildungseinrichtung bereitet inzwischen gleichermaßen Frauen und Männer mit Aus- und Weiterbildungsprogrammen auf den Arbeitsmarkt vor.8Gemeinnützige Frankfurter Frauen-Beschäftigungsgesellschaft (o. J.): Wir über uns. In: Webseite der GFFB. Online unter: https://www.gffb.de/wir-ueber-uns.html (Zugriff am 12.08.2021).

Nimsch machte durch ihre Drogenpolitik von sich reden. Insbesondere mit der Einrichtung von Drogenkonsumräumen betrat sie Neuland und polarisierte damit. Der sogenannte Frankfurter Weg in der Drogenpolitik, den das Gesundheitsdezernat in den 1990er Jahren angestoßen hat, wurde drogenpolitisches Vorbild für Kommunen im In- und Ausland.9Kleine-Brockhoff, Thomas (1995): Der Zweikampf. In: Die Zeit, Artikel vom 31.03. Online unter: https://www.zeit.de/1995/14/Der_Zweikampf (Zugriff am 12.08.2021).10Drogenreferat der Stadt Frankfurt (o. J.): Der Frankfurter Weg in der Drogenpolitik. In: frankfurt.de. Online unter: https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/drogenreferat/der-frankfurter-weg-in-der-drogenpolitik (Zugriff am 12.08.2021).11o. A. (2015): Delegationen aus der ganzen Welt informierten sich über den „Frankfurter Weg“. In: Süddeutsche Zeitung, Artikel vom 16.11. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/panorama/drogen-in-frankfurt-der-frankfurter-weg-ist-gefaehrdet-1.2739250-2 (Zugriff am 12.08.2021).

Am 13. März 1995 scheiterte die Wiederwahl von Nimsch an Gegenstimmen aus dem eigenen Lager.12o. A. (1995): Reine Seilschaften. In: Der Spiegel, Artikel vom 19.03. Online unter: https://www.spiegel.de/politik/reine-seilschaften-a-9d7fe77b-0002-0001-0000-000009158611?context=issue (Zugriff am 12.08.2021). Diese Wahlniederlage führte zum Ende der rot-grünen Koalition im Stadtparlament (die Grünen hatten am 15. März 1995 die Koalition aufgekündigt) und zur Neuwahl des Oberbürgermeisters, bei der Andreas von Schoeler (SPD) Petra Roth (CDU) unterlag. Das Frauenressort wurde nach der Wahlniederlage von Nimsch dem Dezernat Recht, Sport und Wohnungswesen angegliedert, die dann zuständige Dezernentin bis 2001 war Sylvia Schenk (SPD).13Lorenc, Anne (2001): Wenn sich die Frauenfrage in allen Ämtern stellt – „Gender Mainstreaming“ heißt das neue Zauberwort der Frauenpolitik. In: Frankfurter Rundschau. Artikel vom 07.02.

Hessische Staatsministerin

1995 trat Nimsch die Nachfolge von Iris Blaul an. Im Kabinett Eichel II war sie vom 10. Oktober 1995 bis zu ihrem Rücktritt am 24. März 1998 Ministerin für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit.

Ihr Rücktritt wurde durch Vorwürfe ausgelöst, sie habe einer Bekannten und Parteifreundin Aufträge über rund 500.000 DM für ein Ausbildungsprojekt für Jugendliche ohne Ausschreibung zukommen lassen. Opposition und Teile der Medien sprachen von „Cousinenwirtschaft“. Margarethe Nimsch bestritt den Vorwurf fehlender Ausschreibungen, trat aber zurück, da die Unterstützung aus der eigenen Fraktion ausblieb. Die Untersuchung durch den Landesrechnungshof ergab 1998 keine Vergabe ohne notwendige Ausschreibung, aber in einigen Fällen seien die Grundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit missachtet worden. Nachfolgerin als Ministerin wurde Priska Hinz.14Biermann, Michael (1999): Hessens Umweltministerium hatte viele Köpfe und Zuschnitte. In: Allgemeine Zeitung, Artikel vom 27.02.15Klingelschmitt, Klaus-Peter (1998): Grüne Ministerin tritt ab. In: die tageszeitung, Artikel vom 23.02. Online unter: https://taz.de/!1357442/ (Zugriff am 12.08.2021).16o. A. (1998): Auftragsvergabe durch Blaul und Nimsch gerügt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Artikel vom 06.08., S. 35, Nr. 180.

Veröffentlichungen

  • Nimsch, Margarethe (Hg.) (1993): Heroin auf Krankenschein? Frankfurt/Basel: Stroemfeld, ISBN 978-3-86109-114-1.
  • Nimsch, Margarethe (Hg.) (1994): Im Rausch der Zeit: 1200 Jahre Drogen in Frankfurt am Main. Katalog zur Ausstellung. Gasche, Christian/Zielonka, Christoph (Text). Frankfurt/M.: Dezernat für Frauen und Gesundheit, Drogenreferat.

Weblinks

 

Margarethe Nimsch
Margarethe Nimsch, Frauendezernentin, im September 1995 Foto: Eigenes Werk
Empfohlene Zitierweise