Theresa Weber (* 1996 in Düsseldorf) ist eine deutsche Künstlerin mit jamaikanisch-griechisch-deutschem Familienhintergrund.1o. A. (2023): WDR-Kultursommer 2023: Theresa Weber. In: WDR, Beitrag vom 12.07. Online unter: https://www1.wdr.de/fernsehen/hier-und-heute/kultursommer/kultursommer-theresa-weber-100.html (Zugriff am 26.02.2025). Sie hat in Nordrhein-Westfalen und London gelebt und gearbeitet.2Weber, Theresa (o. J.): About. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/about/ (Zugriff am 26.02.2025). 3o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025). Heute lebt und arbeitet sie in Berlin.
Werdegang
Weber studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf u. a. bei Ellen Gallagher und Katharina Grosse.4o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025). 2018 verbrachte sie zusammen mit der deutschen Künstlerin Carolin Israel eine Künstlerresidenz in Bogotá, Kolumbien und nahm dort an zwei Ausstellungen teil.5Redaktion (2018): Residency in Bogotá – Carolin Israel und Theresa Weber. In: Kunstbar Contemporary Art, Beitrag vom 03.05. Online unter: https://www.kunstbar.de/home/2018/5/3/residency-in-bogota-carolin-israel-und-theresa-weber (Zugriff am 26.02.2025). Ihre Werke sind in zahlreichen bedeutenden Sammlungen vertreten, darunter die Bundeskunstsammlung, die Sammlung des Kunstmuseums Bochum, die Sammlung der London School of Economics und die Morgan Stanley Collection.6Weber, Theresa (o. J.): CV. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/wp-content/uploads/2024/06/CV-English-2024.pdf (Zugriff am 26.02.2025).
Künstlerisches Werk
Weber greift für ihre skulpturalen und plastischen Arbeiten u. a. auf traditionell weibliche Kulturtechniken wie Flechten und Weben zurück, die aus gemeinschaftlichen Praktiken stammen und lange Zeit nicht als Kunst anerkannt wurden.7Zu diesen traditionell weiblichen Kulturtechniken siehe auch Gipson, Ferren (2022): Kunst von Frauen: Vom weiblichen Kunsthandwerk zur feministischen Avantgarde. München/London/New York: Prestel, ISBN 978-3-7913-7700-1. Sie verwendet eine Vielzahl von Materialien, um textile Skulpturen sowie großflächige Bilder und kollaborative Performances zu schaffen; dabei setzen sich ihre Werke kritisch mit gesellschaftlichen Strukturen auseinander, hinterfragen bestehende Machtverhältnisse, die eurozentrische Geschichtsschreibung und die Festlegung auf starre Kategorien.8o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025).
Webers Werke zeichnen sich durch eine ausgeprägte feministische und antikoloniale Perspektive aus, die sich sowohl in der Wahl ihrer Materialien als auch in den Themen ihrer Arbeiten widerspiegelt. Ein wiederkehrendes, mit Weiblichkeit verbundenes Motiv in ihren Collagen sind künstliche Fingernägel, die Weber in einen neuen, explizit feministischen Kontext stellt. Während künstliche Fingernägel in Deutschland oft nicht als feministisch wahrgenommen werden, gelten sie in der Karibik, laut Weber, als Zeichen von Prestige: Sie symbolisieren Wohlstand und eine Lebensweise, die von harter körperlicher Arbeit unabhängig ist.9Teilweise wird das Tragen künstlicher Nägel aber auch als Form der kulturellen Aneignung gesehen: „Genau wie Cornrows, Perücken, aufgespritzte Lippen und dicke Bootys sind lange, bunte Acrylnägel der nächste Schritt in der Reihe der einst negativ bewerteten Vorzüge einer marginalisierten Gruppe, die zum Mainstream werden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Mittelschicht die Schwarze Kultur aneignet, ohne die gleichen negativen Folgen zu tragen“, sagt Akesha Reid, Beauty Broadcasterin in refinery29, zitiert nach Cosmo (2024): „Gel-Nägel tragen Schwarze Kultur“, in: Instagram, 13.08. Online unter: https://www.instagram.com/cosmo/p/C-m99pssj4S/?img_index=1 (Zugriff am 23.02.2025). Weber interpretiert die Nägel daher als Ausdruck von Empowerment und Stärke, insbesondere im Hinblick auf die koloniale Vergangenheit, und stellt somit die Frage, wie Weiblichkeit und Schönheitsideale in verschiedenen Kulturen wahrgenommen und bewertet werden. In ihrer Kunst setzt Weber die künstlichen Nägel bewusst in einen neuen Kontext. Sie werden nicht nur zu einem integralen Bestandteil ihrer Werke, sondern stehen auch für eine kollektive Identität, die sich mit ihrem ganz individuellen Fingerabdruck – ebenfalls ein wiederkehrendes Element ihrer Arbeiten – verbindet.10o. A. (2023): WDR-Kultursommer 2023: Theresa Weber. In: WDR, Beitrag vom 12.07. Online unter: https://www1.wdr.de/fernsehen/hier-und-heute/kultursommer/kultursommer-theresa-weber-100.html (Zugriff am 26.02.2025).
Weber beschreibt ihre Arbeit mit den von ihr ausgewählten Materialien wie folgt:
„Ich entwickle einen organisch wachsenden Werkkörper aus sozial aufgeladenen Materialien, die liquide gemacht, verflochten und verwebt werden. Mit einer offensiven Ästhetik wird kulturelle Hybridisierung, in Kombination mit künstlichen Schönheitsidealen thematisiert. Wiederholt tauchen prothetische Elemente auf. Kunstnägel, synthetisches Haar, Push-Ups, Silikon und Schmuck sind solche Erweiterungen. Sie werden dem sozialen Körper angeeignet, formen ihn und drücken Identität und Zugehörigkeit aus. Hierbei repräsentiere ich vor allem um die weibliche und afro-diasporische Identität. Körpererweiterungen existieren in meiner Arbeit als kulturelle, organische Spur und körperloser Rest. Diese Elemente werden malerisch in Kunstharz archiviert oder in Silikon implantiert. Auf den Malereien erschaffen sie eine organische Haptik und komplex vernetzte Muster. Im Kern stelle ich mir die Frage, durch welches soziale System wir Gesehenes einordnen. Die den Materialien eingeschriebenen Assoziationen werden durch mich neu kombiniert und dekodiert. Dabei werden die Grenzen unserer kulturell geprägten, ästhetischen Empfindung untersucht.“11o. A. (o. J.): Theresa Weber. In: kunst + tonic. Online unter: https://kunstundtonic.de/theresa-weber/ (Zugriff am 26.02.2025).
Ein weiteres zentrales Thema in Webers Werk ist die Auseinandersetzung mit weiblichen mythologischen Figuren. In den Arbeiten „Goddess Banner“ und „Goddess Wall“ setzt sich Weber mit vier Göttinnen auseinander, die komplexe und hybride Identitäten repräsentieren. Nemesis, die griechische Göttin des gerechten Zorns, ist zugleich auch die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit. Olokun, eine Göttin aus der Religion der Yoruba, steht für die Tiefen des Ozeans sowie für Wohlstand und Fruchtbarkeit. Ištar, die mesopotamische Göttin, vereint die scheinbaren Gegensätze von Krieg und Weiblichkeit. Kali, die hinduistische Gottheit, symbolisiert Tod und Zerstörung, verkörpert jedoch ebenso Erneuerung und Transformation. In Webers Werk treten diese Göttinnen miteinander in Dialog und bilden Weiblichkeit in ihrer gesamten Komplexität und Vielschichtigkeit ab.12Infomaterial zur Ausstellung Chaosmos im Kunstmuseum Bochum 08.06.–13.10.2024 (Zugriff am 26.02.2025).
Nominierungen und Auszeichnungen
- 2024: Dekoloniale Berlin Residency13o. A. (o. J.): Dekoloniale Berlin Residents Künstler*innen bei „Dekoloniale – was bleibt?!“. In: Stadtmuseum Berlin. Online unter: https://www.stadtmuseum.de/dekoloniale-berlin-residents (Zugriff am 26.02.2025). 14o. A. (2024): Dekoloniale and C& Announce Berlin Residents 2024. In: Contemporary And (C&), News vom 02.04. Online unter: https://contemporaryand.com/magazines/dekoloniale-and-c-announce-berlin-residents-2024/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 2024: Gewinnerin des Publikumspreises Museum van Bommel van Dam Preis15o. A. (2023): VBVD-Prijs 2023. Nominierte Kunsttalente und etablierte ehemalige VBVD-Preisträger. In: Website des Museums van Bommel van Dam. Online unter: https://www.vanbommelvandam.nl/de/ausstellungen/vbvd-prijs/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 2023: Nominierung für den Museum van Bommel van Dam Preis16o. A. (2023): VBVD-Prijs 2023. Nominierte Kunsttalente und etablierte ehemalige VBVD-Preisträger. In: Website des Museums van Bommel van Dam. Online unter: https://www.vanbommelvandam.nl/de/ausstellungen/vbvd-prijs/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 2022: Förderpreis der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf17o. A. (2022): Düsseldorf: Sparkassen-Förderpreis für Theresa Weber. In: Kunstforum International, Beitrag vom 27.05. Online unter: https://www.kunstforum.de/nachrichten/duesseldorf-sparkassen-foerderpreis-fuer-theresa-weber/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 2021: Absolventenstipendium Freunde und Förderer der Kunstakademie e. V.18Weber, Theresa (o. J.): CV. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/wp-content/uploads/2024/06/CV-English-2024.pdf (Zugriff am 26.02.2025).
- 2021: Nominierung für den Bundespreis für Kunststudierende19o. A. (2021): Archiv. In: Website des Bundespreises für Kunststudierende. Online unter: https://www.kunst-wettbewerb.de/archiv/2021/ (Zugriff am 26.02.2025).
Ausstellungen und Performances (Auswahl)
- 2024: CHAOSMOS, Kunstmuseum Bochum, Deutschland
- 2023: Cycles of Unmasking Entanglements, Somerset House, England
- 2023: Moonlight Sonata, New Contemporaries, South London Gallery, England
- 2022: off the beaten rack KIT, Kunst im Tunnel, Düsseldorf, Deutschland
- 2022: Mother(land), Z33, Hasselt, Belgien
- 2021-2022: Attempts To Be Many, Philara Collection, Düsseldorf, Deutschland
- 2021: Cosmic Momento, Moltkerei Werkstatt e. V., Köln, Deutschland
- 2021: Fluidity, Dortmunder Kunstverein, Dortmund, Deutschland
- 2021: Woven Memories, Dortmunder Kunstverein, Dortmund, Deutschland
- 2021: Sweet Lies: The Fictions of Belonging, Ludwig Forum, Aachen, Deutschland
Weblinks
- Website von Theresa Weber
- 1o. A. (2023): WDR-Kultursommer 2023: Theresa Weber. In: WDR, Beitrag vom 12.07. Online unter: https://www1.wdr.de/fernsehen/hier-und-heute/kultursommer/kultursommer-theresa-weber-100.html (Zugriff am 26.02.2025).
- 2Weber, Theresa (o. J.): About. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/about/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 3o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 4o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 5Redaktion (2018): Residency in Bogotá – Carolin Israel und Theresa Weber. In: Kunstbar Contemporary Art, Beitrag vom 03.05. Online unter: https://www.kunstbar.de/home/2018/5/3/residency-in-bogota-carolin-israel-und-theresa-weber (Zugriff am 26.02.2025).
- 6Weber, Theresa (o. J.): CV. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/wp-content/uploads/2024/06/CV-English-2024.pdf (Zugriff am 26.02.2025).
- 7Zu diesen traditionell weiblichen Kulturtechniken siehe auch Gipson, Ferren (2022): Kunst von Frauen: Vom weiblichen Kunsthandwerk zur feministischen Avantgarde. München/London/New York: Prestel, ISBN 978-3-7913-7700-1.
- 8o. A. (2024): Theresa Weber. CHAOSMOS. In: Kunstmuseum Bochum. Online unter: https://www.kunstmuseumbochum.de/ausstellung-veranstaltung/details/theresa-weberchaosmos/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 9Teilweise wird das Tragen künstlicher Nägel aber auch als Form der kulturellen Aneignung gesehen: „Genau wie Cornrows, Perücken, aufgespritzte Lippen und dicke Bootys sind lange, bunte Acrylnägel der nächste Schritt in der Reihe der einst negativ bewerteten Vorzüge einer marginalisierten Gruppe, die zum Mainstream werden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Mittelschicht die Schwarze Kultur aneignet, ohne die gleichen negativen Folgen zu tragen“, sagt Akesha Reid, Beauty Broadcasterin in refinery29, zitiert nach Cosmo (2024): „Gel-Nägel tragen Schwarze Kultur“, in: Instagram, 13.08. Online unter: https://www.instagram.com/cosmo/p/C-m99pssj4S/?img_index=1 (Zugriff am 23.02.2025).
- 10o. A. (2023): WDR-Kultursommer 2023: Theresa Weber. In: WDR, Beitrag vom 12.07. Online unter: https://www1.wdr.de/fernsehen/hier-und-heute/kultursommer/kultursommer-theresa-weber-100.html (Zugriff am 26.02.2025).
- 11o. A. (o. J.): Theresa Weber. In: kunst + tonic. Online unter: https://kunstundtonic.de/theresa-weber/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 12Infomaterial zur Ausstellung Chaosmos im Kunstmuseum Bochum 08.06.–13.10.2024 (Zugriff am 26.02.2025).
- 13o. A. (o. J.): Dekoloniale Berlin Residents Künstler*innen bei „Dekoloniale – was bleibt?!“. In: Stadtmuseum Berlin. Online unter: https://www.stadtmuseum.de/dekoloniale-berlin-residents (Zugriff am 26.02.2025).
- 14o. A. (2024): Dekoloniale and C& Announce Berlin Residents 2024. In: Contemporary And (C&), News vom 02.04. Online unter: https://contemporaryand.com/magazines/dekoloniale-and-c-announce-berlin-residents-2024/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 15o. A. (2023): VBVD-Prijs 2023. Nominierte Kunsttalente und etablierte ehemalige VBVD-Preisträger. In: Website des Museums van Bommel van Dam. Online unter: https://www.vanbommelvandam.nl/de/ausstellungen/vbvd-prijs/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 16o. A. (2023): VBVD-Prijs 2023. Nominierte Kunsttalente und etablierte ehemalige VBVD-Preisträger. In: Website des Museums van Bommel van Dam. Online unter: https://www.vanbommelvandam.nl/de/ausstellungen/vbvd-prijs/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 17o. A. (2022): Düsseldorf: Sparkassen-Förderpreis für Theresa Weber. In: Kunstforum International, Beitrag vom 27.05. Online unter: https://www.kunstforum.de/nachrichten/duesseldorf-sparkassen-foerderpreis-fuer-theresa-weber/ (Zugriff am 26.02.2025).
- 18Weber, Theresa (o. J.): CV. In: Website von Theresa Weber. Online unter: https://www.theresaweber.de/wp-content/uploads/2024/06/CV-English-2024.pdf (Zugriff am 26.02.2025).
- 19o. A. (2021): Archiv. In: Website des Bundespreises für Kunststudierende. Online unter: https://www.kunst-wettbewerb.de/archiv/2021/ (Zugriff am 26.02.2025).